
Das kann doch wohl nicht sein! So oder ähnlich klingen viele Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger aus Heißen und der Heimaterde, als die örtliche SPD an den vergangen beiden Samstagen gegen die mögliche Schließung der Postfiliale in ihrem Stadtteil protestierte. Das Ausmaß des Unmutes ist messbar: rund 600 Unterschriften sind allein an den beiden vergangenen Samstagen zusammen gekommen. Gerade ältere Menschen sind sehr wütend, erklärt der Heißener SPD-Ortsvereinsvorsitzende Daniel Mühlenfeld: Denn viele Ältere sind nicht mehr so mobil und gerade jene, die auch noch ein Konto bei der Postbank unterhalten, fühlen sich als Kunden nicht mehr erwünscht.
Tatsächlich lassen sich mehrere Unterzeichner am Proteststand noch weitere Unterschriftenlisten aushändigen. Damit auch die Nachbarn unterschreiben können, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, ist zu hören. Die Zahl der gesammelten Unterschriften liegt inzwischen deutlich über der 1000er-Marke, wenn man auch jene Unterschriften hinzuzählt, die von der Heißener Werbegemeinschaft in den örtlichen Geschäften gesammelt worden sind, wie Rötger Meier auf der Nöllenburg von der Werbegemeinschaft ergänzt.
Verärgert sind viele Menschen auch darüber, dass sie mit der Entscheidung der Post vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Man ist wütend über die bürgerfeindliche Entscheidung, die höheren Orts getroffen werde ohne mit den Betroffenen vor Ort zu sprechen. Die SPD-Stadtverordnete und Bürgermeisterin Renate aus der Beek: Wir werden Druck machen und klarstellen, dass die Menschen ihre Post brauchen. Ihr Fraktionskollegen Rolf Mühlenfeld ergänzt: Die Heißener Post ist immer gut besucht. Diese Dienstleistung im Rahmen einer sogenannten Agenturlösung von einem anderen Einzelhändler zusätzlich zu dessen eigenem Kundenaufkommen mit erledigen zu lassen, ist kaum vorstellbar. Auch könne eine Postagentur eben nicht alle Serviceangebote vorhalten, wie eine echte Post. Die Aussage, dass eine Agenturlösung die Post in ihrer jetzigen Form 1:1 ersetzen könnte, ist ein Irrtum, schließt sich auch Hartmut Mäurer an, der die Heimaterde im Rat der Stadt vertritt. Und er fügt hinzu: Als vor Jahren die kleine Post auf der Kleiststraße geschlossen wurde, hat die Post das mit der nahegelegenen Alternative in Heißen-Mitte begründet. Dass der Stadtteil Heißen mit mehr als 20.000 Einwohnern zukünftig nun ganz ohne Postfiliale auskommen soll, ist nicht einzusehen.
Die SPD in Heißen wird die Unterschriftensammlung gemeinsam mit der Werbegemeinschaft weiter fortsetzen. Für den Stadtteil und die betroffenen Bürgerinnen und Bürger bleibt zu hoffen, dass die Post die Wünsche ihrer Kunden nicht übergeht. Wir bemühen uns darum, zur Übergabe der Unterschriften einen Vertreter der Post hierher vor Ort einzuladen, um ihn direkt mit der Meinung der eigenen Kundschaft zu konfrontieren, erläutert der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Daniel Mühlenfeld das weitere Vorgehen. Parallel dazu werde man auch über die SPD-Bundestagsfaktion aktiv werden.
Derweil steht immer noch eine Menschentraube von Unterzeichnern rings um den Proteststand. Die Stimmungslage der Anwesenden bringt der 68jährige Klaus-Peter Schreiner auf den Punkt: Ob das mit den Unterschriften am Ende was bringt, weiß ich nicht. Aber das ist das mindeste, was wir tun können. Und deshalb unterschreibe ich gerne. Die Heißener wollen ihre Post nicht kampflos aufgeben.