Steinmeier und Müntefering

Eine Nominierung und eine Wahl stehen auf der Tagesordnung des Parteitages in Berlin: Frank-Walter Steinmeier wird zum Bundeskanzlerkandidaten gekürt und Franz Müntefering wird zum Perteivorsitzenden gewählt. Beides erwies sich als nahezu ebenso zwangsläufig wie die Abfolge von Tag und Nacht.

Wendejahr 2008

Steinmeier wies in seiner beeindruckenden Rede, die einer Regierungserklärung gleichkam, eindringlich darauf hin, dass das Jahr 2008 als ein Wendejahr in die Geschichte eingehen werde. Der ungezügelte Casino-Kapitalismus ist gescheitert, ideologische Marktpuristen sind nicht nur die Argumente ausgegangen, sie sind widerlegt. "Wir haben im Hamburger Programm davon gesprochen, dass dies das erste internationale Jahrhundert sein wird", so Steimeier. Und: "Wir haben die richtigen Antworten."

Keine Chance für Populisten
Eine klare Absage erteilte Steinmeier der Linkspartei. Sie hausiere mit purer Gesinnung ohne Mut zur Politik, denn die erfordere den klaren Blick auf das, was realisierbar ist. Den Menschen werde in Stein gemeißelte Ideologie geliefert, kein Brot. "Es wird keine Zusammenarbeit mit der Linkspartei geben", so Steinmeier.

Sozial – Demokratie

Die Wurzeln der Sozialdemokratie rief Franz Müntefering in Erinnerung. Das Soziale und die Demokratie seien seit jeher der Traum aller Menschen gewesen. Die SPD hatte stets die richtigen Anworten auf die Fragen der Zeit. Das galt im 19. Jahrhundert als die Bildung für alle gefordert wurde, in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts als die SPD das Frauenwahlrecht verwirklichte und das gilt auch heute in der größten Krise des Weltfinanzsystems.

Standing Ovations

Fünf Minuten Standing-Ovations nach der Rede des Bundesaußenministers machten deutlich: Die SPD folgt der Richtung, die Steinmeier heute gewiesen hat. 95% stimmten für Steinmeier, 85% für Franz Müntefering. "Es geht nicht darum, hier und heute zu gewinnen. Wir müssen da draußen bei Wahlen gewinnen." Das rief Franz Müntefering den Delegierten zu. Die Botschaft ist angekommen. "Die SPD ist wieder da", so ein Delegierter am Ende des Parteitages.