


"So tief kann ich den Hut gar nicht ziehen", sagt ein älterer Genosse, der zufällig im SPD-Büro ist, als die Meldung über die Ticker läuft.
Franz Müntefering, SPD-Urgestein, Vizekanzler der Republik, Bundesarbeitsminister, der Mann mit den kurzen, präzisen und treffenden Sätzen, er tritt zurück, gibt alle Ämter auf. Seine Frau, seit Jahren schwer krank, liegt nach erneuter Operation im Krankenhaus und Franz Müntefering sieht jetzt seine Aufgabe darin, bei seiner Frau zu sein. So sieht Größe aus.
Der Dreiwortsatzkünstler
Er spricht die Sprache, die alle verstehen. Ebenso unvergessen wie typisch war der Schluss einer Parteitagsrede: "Partei gut. Fraktion gut. Glückauf." Wer "Münte" im Straßenwahlkampf erlebte, weiß, Aug in Aug mit Bürgerinnen und Bürgern ist er unschlagbar gut. Berühmt auch seine Schlagfertigkeit. Von einem Journalisten auf die Flügelkämpfe in der SPD angesprochen, konterte er ebenso genial wie treffend, man könne nur mit zwei Flügeln fliegen.
Sauerländer mit Bekenntnis
Franz Müntefering, der aus seiner sauerländischen Herkunft ein Marketingkonzept machte, der nie einem nach dem Munde redete, von dem alle wussten, der sagt, was er meint und meint, was er sagt – er geht von der großen politischen Bühne. "Seine Geradlinigkeit überzeugt", meint Frank Esser, Mülheims SPD-Chef. "Er ist das, was die SPD programmatisch ausmacht, in Fleisch und Blut."
Ein ganz großer geht von der Bühne. Er hat jetzt wahrlich Wichtigeres es tun. Die Mülheimer Sozialdemokraten wünschen dir, lieber Franz, und vor allem deiner Frau, alles erdenklich Gute.