Bewährte Kooperation fortsetzen

H. Künzel
Bedankte sich für die Unterstützung und unterbreitete einen realistischen Sparvorschlag: Helga Künzel, Vorsitzende der Mülheimer AWO.
"Kooperation mit der AWO fortsetzen." Frank Esser, SPD – Vorsitzender

Hintergrund

Gespart werden muss überall. Eine vom Rat eingesetzte Strukturkommission ist beauftragt, vor allem die freiwilligen Leistungen der Stadt auf Einsparmöglichkeiten zu untersuchen. Beim Gesundheitsamt sieht die Kommission die Notwendigkeit, einen Betrag in der Höhe von etwa 50.000 € jahrlich zu sparen.

Die erste Idee war, den psychosozialen Dienst, aktuell bei der AWO, zur Stadt zu holen. Dabei sollten die derzeit 2,25 Stellen auf 1,5 reduziert werden. Durch diese Stellenverringerung gedachte man das Einsparziel zu erreichen.

SPD-Vorstand: Die Kooperation erhalten.

Die bewährte und von allen Seiten als erfolgreich bewertete Zusammenarbeit zwischen Stadt und AWO hätte beendet werden müssen. Dazu hat der Vorstand der Mülheimer SPD gestern einstimmig folgende Entschließung beschlossen:

Der Vorstand der Mülheimer SPD will die bestehende und bewährte Kooperation der städtischen drogenmedizinischen Ambulanz mit der AWO erhalten.

Im Rahmen von Methadonbehandlung kommt der psychosozialen Betreuung (PSB) eine entscheidende Rolle zu. Es geht um die Verbesserung des Gesundheitszustandes der Abhängigen, aber auch um soziale und vor allem berufliche Reintegration. Die Rückfallprävention spielt eine entscheidende Rolle. Erfolgreiche Behandlung ist nicht möglich, in dem lediglich Methadon verabreicht wird.

Die aktuell in Rede stehende Einsparung geht eindeutig zulasten der Intensität der PSB. Das führt zwangläufig zu gesamtgesellschaftlich zu tragenden Folgekosten, die zwar nicht eindeutig in der Höhe bezifferbar sind, gleichwohl aber weit über dem anvisierten 50.000 €-Einsparvolumen liegen werden. PSB ist unverzichtbarer Teil einer vorsorgenden Sozialpolitik.

Die Aufkündigung des Kooperationsvertrages zwischen der Stadt und der AWO birgt die Gefahr, dass ein umfassendes und nachweislich erfolgreiches Hilfesystem für schwerst Abhängige massiv gestört wird. Die Überführung der halbierten PSB in die städtische drogenmedizinische Ambulanz reißt ein Netzwerk auseinander, dass als solches gut funktioniert, reduziert den Leistungsstandard erheblich und ist somit kontraproduktiv.

Der Vorstand der Mülheimer SPD ist entschieden dafür, den Kooperationsvertrag der Stadt mit der AWO in seiner jetzigen Struktur und Aufgabenverteilung fortzusetzen.

Neuer Vorschlag – neue Lage

Die AWO Kreisverbandsvorsitzende Helga Künzel, die gestern abend zum Vorstandstermin der SPD eingeladen war, unterbreite dort einen Einsparvorschlag. Die AWO sei gewillt, die Stellen im psychosozialen Dienst der Drogenambulanz um 0,75 auf 1,5 zu reduzieren. Dies bedeute eine Einparung von 41.000 € pro Jahr.

Dieser Vorschlag schafft eine neue Situation. Jetzt kann das Einsparpotenzial realisiert werden, ohne dass die bewährte Kooperation gekündigt werden muss. Mehr als die 41.000 hätte im übrigen die Übertragung der Stellen von der AWO zur Stadt auch nicht erbracht.