Richtige Analyse – problematische Schlussfolgerungen

Mathias Kocks, bildungspolitischer Sprecher der SPD Mülheim

Das soeben erschienene 180 Seiten schwere Jahresgutachten des Aktionsrates Bildung zum Thema Bildungsgerechtigkeit findet zu Recht eine hohe Aufmerksamkeit. Der NRW-Bildungspolitik stellt die Studie ein miserables Zeugnis aus.

Die Experten stellen fest, dass die entscheidende Weichenstellung beim Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe 1 nicht durch objektive Beurteilung der Leistungsfähigkeit geprägt ist, sondern durch zum Teil vorurteilsgeprägte Fehleinschätzungen. Es werden „Begabungstypen“ – wissenschaftlich oder handwerklich – unterstellt, die es so nicht gibt. Die Dreigliedrigkeit des Schulsystem steht somit in Frage.

Unverständlich bleibt dann freilich, dass die Studie ein schulisches Zweisäulenmodell fordert, dass neben einer gemeinsamen Sekundarschule das Gymnasium stellt. So wird ein Zweiklassensystem in der Bildung zementiert, Ungerechtigkeit verewigt. Die von der SPD geforderte Gemeinschaftsschule ist der sinnvollere Weg.

Richtig ist die Feststellung, dass die Unterrichtsqualität ein Schlüssel zur Erreichung der Bildungsgerechtigkeit ist. Zu sehr, so die Studie, konzentriere sich Unterricht in Deutschland methodisch auf ein lehrerfixiertes Frage-Antwort-Spiel. Entdecken und nicht Reproduzieren müsse im Vordergrund stehen.

Nicht nachvollziehbar ist allerdings die Schlussfolgerung, dass gelingender Unterricht in privatisierten Schulen eher gelingen soll. Ein logischer Zusammenhang ist nicht erkennbar. Auch die Forderung, Lehrer mittels Existenzdruck zur Leistung zu treiben, erschließt sich nicht, zumal die Studie bei der Herstellung von Schülermotivation motivationspsychologisch die Gegenthese vertritt.

Die SPD wird sich in ihrer Projektgruppe Bildung mit der Studie eingehend beschäftigen.