Aus 12 mach 7 …

Nur noch einige Linien fehlen.
Verkehr fließt, Busse und Straßenbahnen halten in der Mitte. Die Mühlenberg Kreuzung ist fertig.
Planungsdezernentin Helga Sander erläutert bei strahlendem Sonnesnschein vor dem Schloss Broich die fertig gestellte Baumaßnahme.

“Fuchsbau“

Fuchsbauten gelten sprichtwörtlich als unübersichtlich. Die Innenstadt von Mülheim an der Ruhr wird oft als Reineckes Behausung erlebt und beschrieben. Das wird jetzt geändert – Schritt für Schritt. Alles wegen Ruhrbania? Ja und Nein. Richtig ist, dass ohne den Anstoß durch die Ruhrbania-Planungen wahrscheinlich nichts grundlegend geändert worden wäre. Richtig ist aber auch, dass schon im Nordstadtkonzept – da gab´s Ruhrbania noch gar nicht – eine neue Verkehrsführung in der City gepalnt wurde.

Fehler der Vergangenheit

Ende der 60er-Jahre rechnete man mit 250.000 Einwohnern – und dem entsprechend starkem Verkehr. Think big lautete die Devise der Planer. Und so entstanden der „Highway“ Tourainer Ring, die autobahnkreuzähnliche Rampe zur Konrad-Adenauer-Brücke, die vierspurige Bergstraße. Die kreuzungsfreie Mehrebenenlösung der Ostrampe vor der Friedrich-Wilhelms-Hütte erinnert nicht bloß zufällig an den seinerzeit ebenso spektakulären wie verwirrend aufwändigen „Spaghetti-Konten“ Duisburg Kaiserberg. Jedes Luftbild zeigt, welch enormer Flächenverbrauch stattfindet, wenn man eine schlichte Kreuzung, und nichts anderes ist das ja, so großspurig im wahrsten Wortsinne realisieren will.

Da wo der Tourainer Ring in einer ebenfalls flächenmäßig nicht gerade bescheidenen Kreuzung auf den Dickswall trifft, sollte es vielspurig weitergehen. Kämpchenstraße, Muhrenkamp, Adolfstraße, das Katholische Krankenhaus? Kein Problem, man wollte die Schneise. Unter der Ruhr hätte es einen Tunnel gegeben, um den Ring auf der Broicher Seite zu schließen. Das hat man Gott sei Dank sein gelassen. Diese Gigantomie hätte der Stadt schweren Schaden zugefügt. Übrigens: Derlei vom „Think big“ beseelten Verkehrsplanungen gab es seinerzeit auch in allen anderen Städten.

Ein Weiteres kam noch hinzu. Einbahnstraßen waren „in“ seinerzeit. Sie sollten den Verkehr beschleunigen, was sie auch taten – auf Kosten der Übersichtlichkeit. Der Fuchsbau-Eindruck von heute ist in erster Linie der seinerzeitigen One-Way-Mania geschuldet.

Ein richtiger Kern im Falschen

Ist man heute froh, dass der die Innenstadt umspannende Autobahnring nicht geschlossen wurde, so muss man doch anerkennen: Im aus heutiger Sicht Falschen steckt ein richtiger Kerngedanke. Der Ring sollte das umschließen, was City ist. Er nahm die Ruhr in die Mitte, „Mülheim an die Ruhr“ also ganz im aktuellen Sinne, allerdings autooptimiert.

Die neue Verkehrsführung: ADAC-getestet’

Der ADAC gilt nicht gerade als Vorfeldorganisation der SPD. Und dass der Auto-Lobby-Verein den Regierenden nach dem Munde redete, ist auch nicht überliefert. Gleichwohl: Der ADAC hat sich intensiv mit der neuen Verkehrsführung Innenstadt beschäftigt und sie für gut befunden. Der ADAC-Präsident und mölmsche Bürger Peter Mayer hat die Mülheimer Erklärung pro Ruhrbania unterschrieben.

Jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt

Der erste Schritt ist gemacht. Die Mühlenbergkreuzung ist fertig. Sie war die erste Maßnahme, weil ohne die Optimierung dieser Kreuzung alle weiteren Schritte nicht möglich gewesen wären. Die Kreuzung Leineweber Straße und Friedrich-Ebert-Straße ist Baustelle, ebenso die Bahnstraße, die man alsbald wird in beide Richtungen befahren können.

Längs der Friedrich-Ebert-Straße verlegt die medl einen neuen Abwasserkanal. Das hat mit Ruhrbania nichts zu tun, ist aber gleichwohl notwendig und muss vor den Verkehrsmaßnahmen, die mit dem Ruhrbania-Projekt zusammenhängen, geschehen.

Nicht immer stößt die Vielzahl der Baustellen auf Gegenliebe bei Autofahrern. Es wird sogar berichtet, dass der städtische Baustellenleiter nur knapp einem tätlichen Angriff eines durchgeknallten PKW-Fahrers entrann. Emotionen gehören zum Leben, Vernunft allerdings auch. Die sich jetzt echauffieren gehören zu denen, die die Unübersichtlichkeit der City kritisieren. Ja was denn nun? Die Stadt beginnt das zu ändern, und jetzt ist das auch nicht richtig? Dass ein solcher optimierender Umbau nicht über Nacht zu bewerkstelligen sein würde, war doch hoffentlich allen klar.

Und noch eines: Da wird nicht sinnlos Geld verbuddelt. Die Erreichbarkeit der City wird besser. Für alle Bürgerinnen und Bürger! Die Baumaßnahmen sind ein Mehrwert für alle. Und: Ist nicht immer kritisiert worden, die öffentliche Hand sei viel zu knausrig mit Investitionen? Jetzt wird investiert, werden durch die öffentlichen Mittel, die in solchen Maßnahmen stecken, Arbeitsplätze gesichert – und es ist auch wieder nicht richtig. Die die meckern, sollten mal mit den Bauarbeitern reden, was die von der Baustelle halten. Die finden das gut, weil es ihren Job sichert.