In Mülheim wiederholt sich, was in anderen Städten auch ans Licht kam, befragte man die Bürgerinnen und Bürger: die Möglichkeiten Freizeit zu gestalten, werden lediglich als mittelmäßig bewertet.
Das Hier-ist-nichts-los-Phänomen
Sieben Jahre zurück liegt eine Befragung, die die Mülheimer SPD seinerzeit in Auftrag gab. Die Zahlen von 1999 decken sich mit den aktuellen. Auch damals waren die Werte für die umliegenden Städte auf gleichem Niveau befragte man stets die eigenen Bürgerinnen und Bürger. Von außen wurden die Möglichkeiten stets besser bewertet. So erachteten die Mülheimer Jugendlichen von 14 24 in der 99er-Umfrage die Angebote in Essen als fast topp, die Essener waren ganz anderer Meinung über das, was im eigenen Hause angeboten wurde. Ein durchaus typisches Phänomen, das auch im Jahre 2006, hätte man es abgefragt, sich gezeigt haben würde.
Konsumentenrolle
Aufschlussreich, wenngleich keineswegs verblüffend, ist, was Jugendliche in ihrer Freizeit wirklich machen. Die Audi A3-Tripps dürften eher exotisch sein, doch liest man nur die konkreten Aussagen der Jugendlichen, ergibt sich vom Endruck her ein besserer Wert als die über alles gemessenen 3 Minus. Es gibt eigentlich viel, wird eine jugendliche Bürgerin zitiert. Das Wörtchen eigentlich bedeutet soviel wie wirklich oder schaut man objektiv hin. Ja, haben denn die Befragten als sie ihre Antworten gaben, nicht objektiv hingeschaut? Doch, haben sie, allerdings aus der Rolle der Konsumenten, die vom Staat Angebote fordern. Und da ist das Maß der Forderungen stets höher, als die Realität des Angebots. Solcherart demoskopische (scheinbar) Ungereimtheiten sind bekannt.
Bespiel dafür: Eine Mehrheit der Deutschen meint, dass vollzogenen und derzeit aktuell geplanten Reformen nicht ausreichen. Fragt man konkret, werden alle Reformen abgelehnt, die den eigenen Geldbeutel schmälernd treffen. 54% der Befragten in der großen Online-Umfrage Perspektive Deutschland entscheiden sich vor die Frage gestellt, ob die Zukunft nach dem Modell mehr Staat oder mehr Markt gestaltet werden soll, für die Kräfte des Marktes. Doch 48% – und damit in der Befragung eine deutliche Mehrheit möchte eine staatlich garantierte Absicherung der Lebensrisiken.
Fragt man ganz allgemein und setzt die Befragten in die fordernde Konsumentenrolle, kommt eher das wünschbare Optimum als Maßstab zum Tragen. Und eigentlich ist es dann viel besser, als man es bewertet.
Sportstadt Mülheim
145 Vereine, 40.000 Mitglieder. Der Sport ist Mülheim ist insgesamt der weitaus größte Zusammenschluss. Natürlich könnte alles noch viel besser sein, doch die Stadt hat von 2001 bis heute 21,5 Millionen Euro ausgegeben, zählt man die Bauunterhalten dazu, sind es rund 24 Mio. . In der Finanzplanung bis 2009 stehen für Sportstätten weitere 28 Millionen zur Verfügung. Das sind stattliche Zahlen, die weit mehr als das bloß Notwendige enthalten. Alle Vereine sagen das auch.
Ob eine Fußballarena an der Mintarder Straße sein muss, ist allerdings kritisch zu bedenken. Aus rein städtischen Mitteln ist das Stadion ohnehin nicht zu finanzieren. Die seit mehr als einem Jahrzehnt geforderte Kunststoffbahn dagegen ist durchaus sinnvoll. Der Autor dieser Zeilen ist alter Leichtathlet, doch auch als knauseriger Haushälter sollte man dieser Investition etwas abgewinnen können. Rechnet man die Unterhaltungsausgaben für die Ascherundbahn im Ruhrstadion in den letzten zehn Jahren auf, käme man wahrscheinlich auf den Betrag, den eine Kunststoffbahn kostet.
Barometer Hinweise allgemein
Die NRZ-Barometerreihe ist eine wirklich gute Tat. Umfragen sind teuer und Parteien haben dafür kein Geld. Erfreulicher Weise nimmt nun eine Mülheimer Tageszeitung der Politik eine kostenintensive Befragung ab. Wichtige Hinweise können gewonnen werden und sind auch schon gewonnen. Interessant dürfte es sein, das Barometer im Jahr 2009 noch einmal zum Einsatz zu bringen.