


Liebe Genossinnen, liebe Genossen,
liebe Freundinnen, liebe Freunde,
sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst danke ich unserem Parteichef Frank Esser für seine freundli-chen Grußworte.
Mit mir freuen sich alle sozialdemokratischen Frauen im Unterbezirk Mülheim an der Ruhr über die anerkennenden Worte zu unserem Jubi-läum, zu der in 35 Jahren geleisteten Arbeit, insbesondere zu den aner-kennenden Worten, mit denen Du den Weg der Schwestern zur Sonne, zur Gleichheit nachvollzogen hast.
Wenn ich nun im folgenden versuche, liebe Gäste, den Weg der Frauen in der SPD ein wenig intensiver nachzuvollziehen und dabei rückblickend die Geschichte der Mülheimer AsF streife, so möchte ich zunächst mei-nen Blick weiter zurückrichten, bis in die Zeit, als August Bebel, legendärer Begründer und 1. Vorsitzender der SPD, schon im Jahre 1875, beim Gothaer Kongreß, das allgemeine Wahlrecht für Frauen forderte
seine Forderung, mit dem 1878 erschienenden viel gelesenen Buch Die Frau in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untermauerte
und mit dem später herausgegebenen Buch Die Frau und der Sozia-lismus einen erheblichen Einfluß im Sinne der Frauenbewegung im Deutschen Reich ausübte.
Nicht von ungefähr war es 1891 die SPD als erste deutsche Partei, die die Forderung nach politischer, wirtschaftlicher und zivilrechtlicher Gleichberechtigung der Frau in ihr damaliges, das Erfurter Programm, aufnahm.
Gleichheit, so hieß übrigens die von Clara Zetkin redigierte Frauenzeit-schrift der SPD, in der im Jahre 1911 der 19. März als Frauentag ausge-rufen wurde, Schwestern traten endlich zur Sonne, zur Gleichheit.
Von nun an dauerte es nur noch wenige Jahre, bis als Folge der No-vemberrevolution im Jahre 1918 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde.
Ein wichtiger Meilenstein der aktiven Frauenbewegung in unserem Land.
Dennoch dauerte es noch lange, bis aus dem Kampfruf der Brüder, der Kampfaufruf der Frauen Schwestern zur Sonne, zur Gleichheit wurde.
In der Diskussion um die Quote während des Münsteraners Parteitages von 1988 zeigte sich, dass die Frage der gleichberechtigten Teilnahme von Männern und Frauen am Willenbildungsprozeß der SPD unweiger-lich mit Ihrer Geschichte verbunden war.
Und wenn wir heute der 35jährigen Arbeit der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in unserer Stadt gedenken, so muß ich doch daran erinnern, dass Frauenarbeit auch im Unterbezirk Mülheim an der Ruhr eine viel längere Geschichte hat.
Als jemand, der selbst dem Jahrgang 1946 entstammt, freut es mich natürlich besonders, Anfänge der Frauenarbeit in der Mülheimer SPD, in einem Frauenausschuß, aus dem Jahre 1946 überliefert zu sehen.
Auch wird aus jenem Jahr von der Bildung eines Frauenausschusses berichtet, wobei es sich offensichtlich um Überlegungen gehandelt hat, die einen interfraktionellen Fachausschuß des Rates der Stadt zum Ziele hatten.
Nun, leider muß ich sagen, waren diese Bemühungen seinerzeit ebenso wenig erfolgreich, wie die in den 70er und 80er Jahren gestarteten Ver-suche, einen Frauenausschuß des Rates der Stadt einzusetzen.
Getopt wurde die Erfolglosigkeit zur Einsetzung eines Frauenausschusses nach der Kommunalwahl 1999.
Willy Brandt sagte bereits 1963:
Es bewegt sich jetzt aber eine ganze Menge. Wenn sie eine Partei ha-ben, in der die Frauen 30 % der Mitglieder stellen, müssen sich die Frauen gewiß auch selbst rühren, sonst räumt ihnen niemand die Plätze. Das haben die Frauen verstanden.
Diese Worte überlieferte er, indem er bei der SPD-Bundesfrauenkonferenz am 2./3. November 1963 die SPD-Frauen aufforderte, weiterhin im Sinne einer effektiven Frauenbewegung tätig zu sein.
Damals war übrigens noch mit Elisabeth Selbert eine Genossin zugegen, auf die wesentlich die Festschreibung der grundgesetzlich garantierten Gleichberechtigung von Männern und Frauen
zurückgeht.
Damals, im Jahre 1949, beileibe keine Selbstverständlichkeit, die dort grundgesetzlich die Gleichheit garantierte. Nun, es waren sicherlich weniger die Worte von Willy Brandt, die er vor der Bundesfrauenkonferenz im Jahre 1963, die der SPD-Frauenbewegung weiteren Auftrieb verschaffte.
Vielmehr dürfte die politisch beeindruckende Entwicklung des Jahre 1969 ihre Ursache in einem Auftrieb auch der Frauenbewegung in der SPD gegeben haben.
Am 23. Mai 1969 war Gustav Heinemann zum neuen Bundespräsidenten gewählt worden, ein deutliches Zeichen für das sich abzeichnende sozial-liberale Zusammengehen nach der Bundestagswahl im Jahre 1969.
Willy Brandt, in seiner legendären Regierungserklärung des Jahres 1969 und die von ihm aufgestellte Forderung Mehr Demokratie wagen waren dann Motor einer Entwicklung, die auch die Frauen in der SPD erfass-te, ihnen weiteren Zuspruch durch wachsende Mitgliederzahlen er-möglichte und auch das Selbstbewusstsein der Frauen stärkte.
Dies war sicherlich auch eine Ursache dafür, dass sich aus dem mehr oder weniger lockeren Zusammenschluß der SPD-Frauen eine fester ge-fügte Arbeitsgemeinschaft, die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokrati-scher Frauen, bildete.
Und auch hier war Mülheim an der Ruhr Vorreiter einer Entwicklung, wenn ich daran erinnere, dass im Jahre 1971 durch die SPD-Frauengruppe zu einer Podiumsdebatte zum § 218 eingeladen und die Einladung bereits damals schon mit der Aufschrift Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen versehen worden war.
Denn erst ein Jahr später, im Jahre 1972, wurde die AsF im Parteistatut der Bundespartei verankert.
Und seit dieser Zeit hat sich in der Stadt Mülheim an der Ruhr eine Entwicklung vollzogen, die im wesentlichen Maße von der AsF, ihren Mitgliedern und den in ihr Verantwortung tragenden Frauen geprägt und gestaltet wurde.
Von Anbeginn an war die Arbeit der AsF nicht gegen die Männer grichtet, weil schon früh die Erkenntnis gewonnen worden war, dass nur im Miteinander der Geschlechter ein gutes Miteinander ermöglicht werden kann.
Und obwohl unsere Gesellschaft, auch in Mülheim an der Ruhr, weitestgehend von Männern geprägt ist, haben Frauen ihren gewaltigen Anteil an diesem guten Miteinander.
Aus den 70er Jahren ist noch in sehr lebhafter Erinnerung das Bemühen, eine Verbraucherberatungsstelle in unserer Stadt einzurichten.
Hier waren, das darf ich mit Stolz sagen,
wesentlich die SPD-Frauen mit Eleonore Güllenstern an der Spitze, beteiligt,
diese wichtige Einrichtung zu schaffen.
An dieser Stelle grüße ich sehr herzlich die Leiterin der Verbraucherberatung Frau Groth.
Aus den 80er Jahren möchte ich die Schaffung einer Gleichstellungsstel-le im Bereich der Mülheimer Stadtverwaltung hervorheben, einer Einrich-tung, die im Juni 1985 geschaffen wurde und inzwischen mehr als 20 Jahre besteht.
Unsere 1. Gleichstellungsbeauftragte Frau Konopka und ihre Nachfolge-rin Frau Buck einen herzlichen Gruß an dieser Stelle.
Frauenförderpläne die Bestandteil für die Arbeit der Gleichstellungsstelle ist, wurden von allen in Verantwortung stehenden Politikerinnen gemeinsam beschlossen.
Auch möchte ich daran erinnern, dass die SPD-Frauen sehr wesentlich daran beteiligt waren, als es im Jahre 1988 zur Bildung des Vereins
Hilfe für Frauen e.V. kam, jenes Vereins, der die Schaffung eines Frauenhauses in unserer Stadt wesentlich forcierte.
Gegen die Widerstände einiger Ratsherren wurde das Frauenhaus geschaffen.
Für viele, viele Frauen die in Not geraten sind, finden dort Zuflucht . Aber auch Mitgratinnen, die etwa von Zwangsverheiratungen bedroht sind werden hier geschützt.
Die Leiterin Frau Erdem und Frau Zapusek begrüße ich hier sehr herzlich.
Dass was als Zufluchtsort für Frauen geschaffen war, wird jetzt teilweise zerstört.
Die Landesregierung hat hier starke Kürzungen vorgenommen und die 4. Fachkraft, die der Nachbetreuung galt, ersatzlos gestrichen.
Am 8. März werden wir öffentlich gegen die Kürzungen protestieren.
Liebe Gäste,
einen hohen Stellenwert wird weiterhin das Thema Gewalt gegen Frauen einnehmen.
Gewalt gegen Frauen ist schon von unserem Menschenbild her nicht akzeptabel.
In Mülheim wurde der runde Tisch gegen häusliche Gewalt eingerichtet und durch die gute Zusammenarbeit von Polizei, Verbänden, Organisati-onen und auch Parteien, wird wertvolle Hilfe für die in Not geratenen Frauen geleistet.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Regionalstelle Frau und Beruf, die auf Antrag der SPD im Jahre 1999 eingerichtet wurde.
Sie leistete einen wichtigen, unverzichtbaren Beitrag zur Verbesserung der Situation von Frauen im Berufsleben.
Sie haben damit maßgeblich zu einem modernen Frauenbild in unserer Gesellschaft beigetragen.
Leider ist die Stelle in Mülheim bis zur Entscheidung auf Weiterförderung durch die Landesregierung nicht besetzt.
Sollte es zu einer Bewilligung kommen, ist dies nur mit einer 20%igen Kürzung verbunden.
Liebe Gäste, hier wird wertvolle Frauenförderung erst mal auf Eis gelegt. Da nutzt es auch nichts, wenn man erklärt, dass die Aufgaben ver-teilt sind.
Wir fordern die Landesregierung auf, die Regionalstelle Frau und Beruf voll mit Landesmittel zu unterstützen.
Kinder- und Familienpolitik war für uns auch hier vor Ort sehr wesentlich, ja beinahe als selbstverständlich anzusehen, so dass ich darüber nicht eigenständige weit reichende Ausführungen machen möchte.
Vielmehr war es uns immer darum gegangen, nicht eigenständige Frau-npolitik zu machen, sondern Frauensichten, -einsichten und ansichten einzubringen in die normale Politik.
So war uns damals eine Einbindung in Planung und Ausgestaltung der MüGa ebenso selbstverständlich, wie spezielle Hilfen für Opfer von Gewalt- und Bedrohungssituationen, wie ich dies erst Anfang der letzten Woche bei der Eröffnung der Opfer-Ausstellung habe deutlich machen können.
Und schwerpunktartig für unsere Bemühungen in den letzten Jahren möchte ich hervorheben, dass wir uns u.a. für die Einrichtung eines City-kindergartens eingesetzt haben sowie uns den Problemen von Frauen in unserer Stadt mit der Vermeidung von Angsträumen zugewandt haben, z.B. durch ausreichende Beleuchtung im Straßenverkehr, in Parkhäu-sern, der Schaffung von Frauen-Parkplätzen in Parkhäusern, um auch so Bedrohungs- und möglichen Gewaltsituationen vorzubeugen.
Und es wird auch künftig so sein, wenn die Frauenbewegung nicht bei einem isolierten Verständnis von Frauenspezifischem stehen bleibt und ihr Gewicht in die gesamtgesellschaftspolitischen Auseinandersetzun-gen einbringt, dass sie, dass wir in ihr und mit ihr, weitere außergewöhnliche Beiträge und Impulse für den Kampf fortschrittlicher Bewegungen aussenden können!
So danke ich allen, die in den 35 Jahren AsF dieser Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen die Treue gehalten, in ihr mitgearbeitet, für sie Verantwortung getragen haben und insgesamt ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass durch die Frauen in der SPD das politische Bewusst-sein gestärkt und gefestigt wurde.
Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen wird immer wichtiger, da Kürzungen vor allem zu Lasten von Frauen und Kinder gehen. Wir haben noch viel zu tun…. packen wir es an!
Lasst uns in diesem Sinne eintreten und im Sinne von Willy Brandt sa-gen wir haben verstanden.