
Fünfunddreißig Jahre AsF: Das waren 35 anstrengende, aber auch lohnende und erfolgreiche Jahre. Die Frauenpolitik ist zur Gleichstellungspolitik weiterentwickelt worden und das Instrument des Gender-Mainstreaming ist hinzugekommen. Dahinter verbirgt sich mehr als ein Wortspiel. Erst einmal ging es darum, krasse Benachteiligungstatbestände mindestens zu mildern, damit war dann die Grundlage für konkrete Maßnahmen zur Gleichstellung von Männern und Frauen gegeben.
Aktuell haben wir auf der Bundesebene eine neue politische Konstellation wenn auch eine andere als ihr in NRW. Die SPD ist Partnerin in einer Großen Koalition. Auch wenn wir zu meinem Bedauern das bisher SPD-geführte Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an die CDU abgeben mussten, so werden wir mit Argusaugen darauf achten, dass die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag von der neuen Ministerin auch umgesetzt werden.
Wir AsF-Frauen wollen nicht vergessen, dass wir eine eigenständige Frauen- und Gleichstellungspolitik erwarten! Sie soll nicht nur Anhängsel der Familienpolitik sein!
Niemand bestreitet, dass in einer Zeit gravierender wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen Reformen notwendig sind. Wie diese ausfallen und wie sie sich geschlechtsspezifisch auswirken, verlangt die ganze Aufmerksamkeit der AsF.
Das Thema Gleiche Chancen am Arbeitsmarkt bildet den Schwerpunkt des Frauen- und Gleichstellungskapitels im Koalitionsvertrag. Auf die Umsetzung der Inhalte Steigerung der Frauen-erwerbsquote, Einführung eines Anteilsystems bei Steuern anstelle der frauenfeindlichen Steuerklasse V, gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit usw. werden wir pochen. Eine weitere, von uns lange geforderte, Maßnahme ist endlich die Untersuchung der Auswirkungen, welche die Hartz-Gesetze speziell auf die Situation der Frauen haben, um dann mögliche Missstände zu beseitigen.
Die AsF bei euch in Mülheim wurde 1971 gegründet, im gleichen Jahr wie der Arbeitskreis Emanzipation der Jusos, kurz AKE. Dieser Arbeitskreis leistete wichtige Arbeit für uns Frauen, so dass ein Jahr später mit der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen tatsächlich eine eigenständige Frauenorganisation innerhalb der SPD entstanden ist in moderner Organisationsform. § 218, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Schaffung von Kinderbetreuungs-einrichtungen, diese Themen brannten damals unter den Nägeln. Manches haben wir regeln können, bei anderen Politikfeldern sind wir noch mitten drin.
Ihr Frauen ward anderen schon immer einen Schritt voraus! So wurde 1982 Lore Güllenstern die Gründerin der AsF Mülheim erste Oberbürgermeisterin in Mülheim! Mit Dagmar Mühlenfeld stellt ihr seit 2003 erneut die Oberbürgermeisterin. Nicht nur das, in den letzten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, haben eure Frauen als Bürgermeisterinnen aktiv Politik in und für Mülheim gestaltet.
Für die Frauen hier in der Stadt habt ihr euch sehr engagiert, ohne euer Engagement wäre zum Beispiel das Mülheimer Frauenhaus nicht ins Leben gerufen worden.
Ich danke euch herzlich für euer ungebrochenes Engagement der vorausgegangenen fünfunddreißig Jahre und wünsche euch allen weiterhin viel Durchhaltevermögen und guten Erfolg für eure zukünftige Arbeit!
Eure
Elke Ferner, MdB
AsF-Bundesvorsitzende
Stellvertretende Vorsitzende der SPD