

Wenn man einmal das Stichwort Stadtentwicklungsprojekte googelt, bekommt man hunderte von Seiten. Klickt man weiter, ist der Normalmülheimer ziemlich erstaunt. Da erscheinen in bunten Bildern und Plänen verdammt viele Thing-Big-Projekte, die, stellt man sich vor, sie sollten hier bei uns verwirklicht werden, wohl einen Marsch aufs Rathaus auslösen würden. Noch eines fällt auf: Bei allen Projekten ist Wasser das zentrale Element.
Europas größte Baustelle ist derzeit in Hamburg. Die Stadt baut an der HafenCity. Die Revitalisierung von Hafenbrachen gibt es in vielen Städten zwischen London, Rotterdam und San Francisco. Das Projekt HafenCity jedoch ist einmalig. Und das nicht etwa wegen der Größe von 155 Hektar, einer west-östlichen Ausdehnung von drei Kilometern und einer nord-südlichen Tiefe von bis zu 1000 Metern. Nirgendwo in Europa entsteht ein so großes Quartier im Zentrum einer Metropole, nirgendwo kann die Innenstadt um 40 Prozent wachsen und nirgendwo gibt es die Möglichkeit, Wasser und großartige Hafen- und Industriekultur in Form der Speicherstadt in die Innenstadt zu holen, 800 Meter vom Rathaus entfernt. Schon als Baustelle ist das neue Quartier ein Magnet für Touristen.
Die HafenCity wird zum Lebensmittelpunkt für rund 12.000 neue Bewohner, zur Arbeitsstätte für mehr als 40.000 Beschäftigte, zum Ziel für Millionen Touristen, Besucher und Kunden. Wenn die Wohnungen fertig sind, wird sich die Bevölkerungszahl der heutigen Innenstadt verdoppeln. Hamburgs Zentrum gewinnt durch besondere Angebote für Kultur und Freizeit, durch neue Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants, durch große Stadtplätze am Wasser pulsierende Urbanität verstärkte Bedeutung und internationale Strahlkraft.
Vorbild für Hamburgs HafenCity war das Dockland-Projekt in London.
Nun ja, kann man sagen, Mülheim ist nicht Hamburg, schon gar nicht London. Richtig, doch Mülheim ist Teil eines urbanen Ballungsraumes, der insgesamt, als Ruhrrevier, vom Anspruch her mit den Räumen Hamburg, London, Rotterdam, Paris konkurriert. Ruhrbania ist auch Mülheims Beitrag zum Strukturwandel, zur internationalen Konkurrenzfähigkeit des Ruhrreviers. So wie Duisburgs Innenhafen-Projekt oder Phönix ist Dortmund.
In Dortmund wird auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerkes ein ganzer Stadtteil neu gebaut. Auch hier wie in Duisburg, Hamburg, London oder auch im Medienhafen Düsseldorf ist das Stadtentwicklungsparadigma der Mix aus Wohnen und Arbeiten. Das zentrale gestalterische Element ist Wasser. In Duisburg war es ein künstliches Gewässer, der Innenhafen. Grachtenartige Kanäle wurden überdies angelegt. Hamburgs HafenCity wirbt mit dem Alleinstellungsmerkmal, an einem Gewässer zu wohnen, dass gar einen Tiedenhub von 3,50 Meter hat. Düsseldorfs Medienhafen öffnet sich zum Rhein. In Dortmund konnte man weder auf ein künstliches, noch auf ein natürliches Gewässer zugreifen. Man baut dort einen 24 Hektar großen See. Wohnen und Arbeiten am Wasser ist, salopp gesprochen, der Hit. Um im Bild zu bleiben: Es ist ein Hit, der weltweit in den Charts ganz oben steht. Nur ein Beispiel: Amsterdam zieht nicht nur jährlich Millionen Touristen an, weil die historische Altstadt an den Grachten liegt, also am Wasser, sondern auch Neubaugebiete wie das Gewerbecentrum Sloderdijk im Nordwesten wurde an (neuen) Kanälen gebaut. Die Grundstücke, bei denen die Gebäude mit einer Bauseite buchstäblich im Wasser stehen, waren als erste verkauft.
Blickt man auf die Dimensionen andere Stadtentwicklungsprojekte, nimmt sich Ruhrbania recht bescheiden aus. Das Düsseldorfer Medienhafen-Hafen Projekt wurde einhellig begrüßt. In Dortmund hängen keine Plakate gegen Phoenix, obgleich ein ganzer Stadtteil ein neues Zentrum erhält. Hamburg plant gar im Rahmen von HafenCity ein altes Speichergebäude in eine gigantische gläserne Philharmonie zu verwandeln, just da, wo einst der Freibeuter Störtebecker enthauptet wurde. Die Hamburger ficht das nicht an. Sie sind stolz auf das Projekt als Ganzes.
Und Mülheim? Da hackt ein alter Specht selbstdarstellerisch und mit Lust am schlichten Zerstören auf den Ruhrbania-Plänen rum, bedient und mobilisiert Vorteile wider besseres Wissen. Mit solchem Spechtbewußtsein kommt Mülheim auf keinen grünen Zweig. Diese Stadt braucht Adler, keine Spechte. Adler haben Über- und Weitblick, Spechte bei der Arbeit naturgegeben eine sehr eingeschränkte Perspektive. Mit Scheuklappenblick ist Zukunft nicht zu machen.
Eine entscheidende Frage hat der Specht gestellt: Wer braucht Ruhrbania? Aus seiner Perspektive keiner. Würde er einmal den Kopf wenden, die Welt so sehen, wie sie ist, müsste sich seine Einschätzung eigentlich ändern. Mülheim braucht Ruhrbania. Die Stadt braucht Impulse, mutige Schritte nach vorn. Der Wirtschaftsstandort Mülheim braucht Ruhrbania, auch die gesamte Region. Bei allem vergleichbaren Stadtentwicklungsprojekten mobilisierte 1 öffentliche Investition 10 privates Kapital. Übrigens: 10 Millionen sind schon mobilisiert. Soviel nimmt der SWB in die Hand, um das neue technische Rathaus in einem der Citytürme entstehen zu lassen. Mit der Entwicklungsverhinderungsstrategie getragen vom Leitsatz Geiz ist geil wird der Standort Deutschland nicht verbessert. Reden nicht alle von einem Defizit an öffentlichen Investitionen? Übrigens: In den letzten Jahren ist die stattliche Summe von 53 Mio. in die Schulsanierung geflossen.
Gänzlich unerträglich wird die Debatte, wenn die selbsternannten Weltverbesserer und verkappten Chefideologen des Stillstandes Schulen statt Ruhrbania plakativ skandieren. Gerade unser Specht, der ja mal Stadtchefspecht war, weiß, dass es da keinen wirklichen Wirkungszusammenhang gibt, nur einen demagogisch konstruierten.
Wir in Mülheim brauchen Denker und Gestalter, Zukunftsmacher und Anpacker, keine Schlafstadtfetischisten, die den Fuß auf der Bremse und den Blick starr auf den Rückspiegel gerichtet, unsere Stadt vor die Wand fahren würden, überließe man ihnen das Steuer. Sie alle haben keinen Mülheim Plan, nur Killerphrasen, die alle gleich mit einem Nein beginnen. Mülheim muss attraktiver werden, quirliger, von Aufbruchstimmung getragen. Mülheim braucht Gestalter mit Augemaß, keine Demagogen und schon gar keine eitlen Spechte.
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