Von wegen „Schicksalswahl“

Frank Esser
SPD-Vorsitzender Frank Esser: Angela Merkel schadet dem Standort Deutschland.

Merkel rüttgert schon. Alles ist düster, der Standort Deutschland in Gefahr, die Schulden exorbitant und ein moralisches Verbrechen. Langsam, Frau Merkel, die Allianz legte vor ein paar Tagen Zahlen vor, die wenig von Niedergang zeugen. Lufthansa folgte am selben Tag. Die Kette ließe sich beliebig fortsetzen. Auch am Arbeitsmarkt ist positive Bewegung. Nicht genug, wohlwahr, aber Bewegung.

Schauen wir auf unsere Stadt. Der Mülheimer Siemens-Standort boomt. „Für die nächsten zwei Jahre sind wir voll ausgelastet“, so Standortchef Dr. von Saldern. Über 100 Neueinstellungen meldet das Unternehmen. Shugard investiert an der Düsseldorfer Straße 5 Millionen in ein Selbstlagerzentrum. Auf der Mannesmann-Brache werden die Flächen knapp, fast alles vermarktet. Am Verladeterminal stapeln sich die Rohre, Großauftrag. Ruhrbania ist längst gestartet. Ins Gründerzentrum ziehen die ersten Mieter ein. Easy Vorstandschef Gemeri legt positive Halbjahreszahlen vor und blickt überaus optimistisch in die Zukunft. „Es tut sich was im Städtchen“, resümierte die WAZ schon am 11. Mai dieses Jahres-

So ist es. Die harten Daten und Fakten widerlegen die schlechte Stimmung. Das gilt nicht nur für Mülheim. Wer vernünftig ist, investiert jetzt in Deutschland und nicht in den USA, schrieb das konservative britische Wirtschaftsmagazin „The Economist“ unlängst. Die Untergangsstimmung, die Merkel & Co. tagtäglich beschwören, hat mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Sie ist psychotaktisches Kalkül und soll Wasser auf die Mühlen der Union leiten. Dass damit der Standort Deutschland schlecht geredet wird, ist ein Nebeneffekt, den Angela Merkel billigend in Kauf nimmt. Mit Grabesstimme und Betroffenheitsmimik wird der Untergang beschworen. Es gibt ihn nicht. Alle Daten und Fakten, alle sogenannten Indikatoren sprechen dagegen. Die CDU-Vorsitzende hat einen schonungslos ehrlichen Wahlkampf ausgerufen. Dieses Bekenntnis ist soviel wert wie die Erklärung von Roland Koch seinerzeit. Der wollte sich auch als „brutalsmöglicher Aufklärer“ gerieren. Auch das war reine Showkulisse.