CDU eröffnet Wahlkampf Ost

Rache, weswegen? Stoiber hält nach eigenem Bekunden alle außer sich selbst für politische „Leichtmatrosen“. Das gilt sicher auch für Angela Merkel. So legte er in den letzten Tagen die Wahlkampflatte für „seine“ Kanzlerkandidatin auf eine Höhe, die Angela Merkel nur reißen kann. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Die männlichen Granden der Union schweigen beredt. Weder Wulf, noch Koch oder der Saarland-Müller stellen sich hinter bzw. schützend vor ihre Frontfrau. Hat Stoiber vielleicht sogar in ihrem Sinne gesprochen? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch.

Was hat er eigentlich gesagt? "Wir haben leider nicht überall so kluge Bevölkerungsteile wie in Bayern." So wird er in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Klug sein ist für den bayrischen Ministerpräsidenten gleich mit CDU/CSU-Wählen. Man sollte schon mal genau hinhören. Er spricht von „Bevölkerungsteilen wie in Bayern“. Damit erklärt er alle in Ost, West und Nord für politische Deppen. Wohlgemerkt auch die Teile der freistaatlichen Bevölkerung, die nicht CSU wählen. Und davon soll es noch einige geben. Nicht Bayern ist der Nabel der Welt, was schon schlimmste Überheblichkeit wäre, nein, er, das heißt seine CSU ist der Mittelpunkt der Welt. Der Stoiber Edmund ist die selbstherrliche Verkörperung des bajuwarischen „Mir san mir“, was die Gleichung einschließt: „Mir san CSU.“ Daneben kann und darf es nichts mehr geben. Stoiber ist ein manischer „Highlander“ – es kann nur einen geben. Eigentlich müsste „Ritter Edmund“ nun gen Brandenburg reiten, um der dortigen Konkurrenz in Sachen Populismus den Garaus zu machen. So weit muss er aber gar nicht. Oettinger im Nachbarländle Baden-Württemberg haut in die selbe Kerbe. Wahlkmapf paradox: Die selbstherrliche Lega Süd gegen den Rest der Republik – und alle gegen Angie.

„Ich akzeptiere nicht, dass der Osten bestimmt, wer in Deutschland Kanzler wird. Die Frustrierten dürfen nicht über Deutschlands Zukunft bestimmten.“ So berichtet die Zeitung „Der Westallgäuer“ am 5. August. „Alle Macht geht vom Volke aus“, so steht´s in unserer Verfassung. Da ist keine Rede von Einschränkungen nach dem Grundsatz: Sie sind frustriert, also dürfen Sie nicht wählen. Der einzig Frustrierte ist Stoiber selbst, der auch drei Jahre nach seiner Niederlage als Kanzlerkandidat noch nicht darüber weg ist, am Ende doch nur zweiter Sieger geworden zu sein. Hatte er nicht schon den Champus im Glas, sich selbst zum Sieger erklärt. Wer zu früh kommt, auch den bestraft das Leben.

Stoibers Haltung ist monarchisch. Nur seine Meinung zählt, er wähnt sich im Besitz der politischen Wahrheit in letzter Instanz. Seine absolutistische Selbstüberschätzung duldet keinen neben sich. Stoiber ist ein arroganter Egomane, ein Populist reinsten Wassers dazu.Da steht er in der Tradition der bayrischen Alleinherrscher.

Und machen wir uns nichts vor: Er zieht die Fäden. Er ist die graue Eminenz hinter Angela Merkel. Merkel ist Spitzenkandidatin von Stoibers Gnaden. Und da er die auch für eine Leichtmatrosin erachtet, legt er sich nicht fest, ob er ins sogenannte Kompetenzteam geht. Das werde er nach der Wahl entscheiden. Das ist ungefähr so wie ein Spieler, der sich nach dem Spiel selbst einwechselt. Wenn gewonnen wurde, ist er Sieger. Wenn nicht, kann er keilen über die Versagerin in Berlin. Optimismus und Siegeszuversicht einer Partei sehen übrigens anders aus.