
"Die paritätische Mitbestimmung war ein Irrweg", sagte Brüderle. Der von ihm vorgestellte Zehn-Punkte-Katalog sieht auch eine Streichung des "Gewerkschaftsprivilegs" vor: In den Aufsichtsräten sollen nur noch Mitarbeiter des Unternehmens und keine unternehmensfremden Funktionäre Mitglied sein. Betriebsräte sollen erst in Betrieben ab 20 Beschäftigen eingerichtet werden, freigestellte Betriebsräte soll es erst bei Betriebsgrößen ab 500 Mitarbeiter geben. Darüber hinaus fordern die Liberalen, der Kündigungsschutzgesetz solle erst nach vier Jahren Betriebszugehörigkeit für Betriebe ab 50 Mitarbeiter gelten.
Die FDP verlangt außerdem, betriebliche Bündnisse für Arbeit auch ohne Zustimmung der Gewerkschaftszentralen zu ermöglichen. Wenn 75 Prozent der Belegschaft dafür stimmten, sollten Löhne und Arbeitsbedingungen auf betrieblicher Ebene ausgehandelt werden. Die Liberalen schlagen außerdem ein dreistufiges Steuersystem mit Sätzen von 15, 25 und 35 Prozent vor und sprechen sich gegen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer aus.
Beim letzten Punkt ist Streit mit dem Wunschkoalitionspartner CDU/CSU vorprogrammiert, will doch die Union eine Erhöhung der Mehrwertsteuerbelastung von jetzt 16 auf mindestens 18% – im ersten Schritt. Ob beim FDP-Horrorkatalog zum Abbau von Arbeitnehmerrechten Merkel wirklich zum Bollwerk gegen Markt pur taugt, kann bezweifelt werden.
Brüderle charakterisiert sich selbst auf seiner Homepage als einen "unverbesserlichen Optimisten". Wenig Optimismus ist für Arbeitnehmer angesagt, sollte er die Chance bekommen, seine Pläne zu verwirklichen.