Heute ist eingetreten, was zu vermuten war: Oskar Lafontaine erklärt seinen Austritt aus der SPD. Der Schritt ist konsequent. Schon zu lange hat der Lautsprecher aus dem Saarland als Noch-Mitglied für sich in Anspruch genommen, im alleinigen Besitz sozialdemokratischer Wahrheit in letzter Instanz zu sein.
Napoleon aus dem Saarland, so wurde er einst beschrieben. Und napoleonisch überdreht war und ist sein Anspruch, stets das letzte und einzig wahre Wort haben zu wollen. Sein politisches Konzept ist nostalgisch und passt nicht zu den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Gleichwohl hat er es auch in jüngster Zeit verstanden, in der Manier eines politisches Großinquisitors Stimmung zu machen gegen seine Partei, durch und mit dieser er groß und mächtig wurde.
Jetzt sucht er sich eine neue politische Heimat im linken Kritikasterspektrum. Seinem Willen zur Macht gemäß nicht als Mitstreiter in den Reihen, sondern er beansprucht sogleich die Poleposition.
Den Nachweis, Realpolitik auch in schwierigen Zeiten gestalten zu können, blieb er schuldig. Als es mühseliger wurde, Probleme nicht allein rhetorisch zu übertünchen waren, suchte er das Weite, entzog sich der Verantwortung.
Jetzt taucht der verkappte Machiavelli von der Saar wieder auf. Ihm geht es eher um seinen verletzten Stolz, denn um die Sache selbst. Und was sozialdemokratische Politik im 21. Jahrhundert ist, bestimmen immer noch die Mitglieder der SPD und nicht ein Populist mit napoleonischer Attitüde.